Giotto di Bondone: Anbetung der Könige, Cappella degli Scorvegni, Padua, um 1305

Unter welchen Aspekten kann man einen Weihnachtsgruß noch betrachten? Vor allem auf einer Homepage, die sich der Architekturvermittlung verschrieben hat?

Irgendwo muss der Mensch der unterstehen, wenn es die Umstände erfordern. Der Mensch?

Wenn man einen Esel als Transportmittel dabei hat und wie Maria und Josef nur einen Stall findet, in dem schon andere Tiere unterstehen, dann ist das im allgemeinen kein Problem. Man rückt einfach ein wenig zusammen und schon hat jeder seinen Platz. Selbst für einen Neugeborenen wird noch die Futterkrippe freigeräumt. Sollten zudem drei fremde Herren vorbeikommen, die wegen des merkwürdigen Leuchtens eines Sternes einen weiten Weg auf sich genommen haben, ist ihnen das Ambiente nicht zu schäbig, um dem Neugeborenen ihre Referenz zu erweisen. Stellen wir uns nun einmal vor, wir kommen in einer ähnlichen Situation bei so einer (unten abgebildeten) Scheune – in Neudeutsch als Carport bezeichnet – vorbei, und die Frau muss mal schnell entbinden, da haben sie keine Chance, das untergestellte Monstrum davon zu überzeugen, es müsse einmal ein wenig zur Seite rücken, damit Platz für die Niederkunft sei.
Was ich damit sagen will: Wenn wir Giottos Konstruktion mit jener aus dem Firmenkatalog einer im Internet annoncierenden, holzverarbeitenden Firma vergleichen, können wir konstruktiv nur einen gringfügigen Unterschied feststellen: Dort ein zart angedeutets Satteldach, hier eine Flachdeckenkonstruktion. Wenn wir aber Architektur immer im Kontext menschlichen Seins betrachten, kollabiert die neue Version ins Lächerliche.

In diesem Sinn ein nachdenkliches Neues Jahr 2010!

Anton Thiel

Carport-Holzkonstruktion/Internet

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