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Wettbewerb Sommersemester 2005 - fertiges Unterrichtsmodul

Auf hohem Ross - Camera externa
Ein mobiles Architekturtheater

Akademisches Gymnasium
Otto Beck, Idee, Konzept, Durchführung
Architekt Max Rieder, Consulting


1. Projektbeschreibung

Bei diesem Projekt geht es um die Frage, aus welchen Positionen Architektur gemacht / erlebt / besprochen wird. Zentrales Anliegen ist, wie man angemessen über gebaute Umwelt / Architektur ins Gespräch kommen kann.
Plan, Modell, Computervisualisierung und in der Folge Architekturfotografie reduzieren das Raumerlebnis auf den „idealen“ Standpunkt bzw. Blick.
Bei Architekturführungen sucht man sich gerne einen höheren, strategisch günstigen Standpunkt, um der Einschränkung des Blicks zu entsteigen.
Bereits 80 cm höher, z. B. auf dem Rücken eines Pferdes, nähern wir uns jenem Überblick, den der Planer einnimmt.
Über die Köpfe der anderen erhoben, nehmen wir Menschen und Architektur bereits deutlicher als Inszenierung wahr. Wir unterhalten uns auf einer anderen Ebene.
Dieser erhöhte Standpunkt entsteht durch Stehleitern, in klassischer Baustellenmanier Rot-Weiß gestrichen. Sie schaffen neue Perspektiven der Betrachtung. Auf ihnen nehmen die Akteure Platz. Dort können sie schauen, aber auch ihren Blick mit Fotografien oder Skizzen festhalten. Von den Leitern aus können sie miteinander ins Gespräch kommen.
Die Leitern sind aber zugleich temporäre Architektur, mit der neue, veränderte Raumsituationen dargestellt werden können. Damit entsteht ein Bezug zum städtischen Raum.
Die Kommunikation zwischen den 30 Leitern entsteht nicht nur durch den räumlichen Bezug zueinander. Sie kann auch verstärkt werden durch Absperrbänder oder Kommunikation mit Megaphonen.
Architekturführungen und Diskussionen können als Performance jenen Aktionsimpuls setzen, der bei Diskussionen – von der inneren Kamera begleitet- leicht in Ansichten verharren möchte.
Architektur ist eine ständige Baustelle, eigentlich ein offenes Atelier, in dem immer wieder mal ein Bild dazugehängt, umgemalt oder weggeworfen wird. Das Baugerüst ist eigentlich der Hofnarr oder Kontrapunkt der „eitlen“ Inszenierung Architektur, die sonst zu trocken wäre.

Ziele:
Die 30 Bockleitern mit bequemen Sitzen in ca. 2,5 m Höhe stellen das Inventar dar,

  • mit dem man urbane Situationen, Platzgestaltungen analysieren kann (Vorgabe von Fachbegriffen aus der Architektur, Beobachtungsaufgaben).
  • mit dem man durch die Art der Aufstellung Interventionen im öffentlichen Raum setzen kann.
  • mit dem man ausgewählte Begriffe der Architektur szenisch umsetzen kann.
  • mit dem man über Architektur als Inszenierung ins Gespräch kommen kann:
  • was sind ideale Standpunkte, wie verändert sich die Wirkung?
  • durch eine Veränderung der Standpunkte?
  • durch eine Veränderung der Augenhöhe?

Verlauf:
Vorbereitung:
Erstellen der Werkzeichnung für die Leitern.
Kriterien: stabil und standfest, Bemalung optisch auffällig.

1. Phase:
Bau der Leitern im Werkunterricht mit 6 Klassen / ca. 90 SchülerInnen in ca. 15 Stunden.
Erklären der Arbeitsschritte, technische Hinweise. Bemalen mit roter und weißer Farbe wie bei Baustellenabsicherungen.

2. Phase:
Choreografische Proben auf dem Sportplatz.
Szenische Umsetzung einzelner Begriffe der Architektur.
Erproben des Konzepts ohne Leitern mit einfachen Mitteln und mit vorhandenen Objekten (Tische, Regentonnen, Geländeformationen usw.)

Reflexion

Das Projekt ist zu rechtfertigen, wenn man einen wesentlichen Aspekt von Architektur auch vermitteln möchte: dass ein Bau von vielen Menschen mit unterschiedlichsten Aufgaben über lange Zeit hin als Gemeinschaftswerk entsteht. Im Lauf der Auseinandersetzung ist der Begriff des „Architekturtheaters“ für mich zentral geworden. Die Leitern (oder einfachere Objekte) haben den Zweck, Räume zu definieren.
Im Zuge des Projekts wurde mir immer klarer, dass es hier um das Problem der Sprache geht. Eine Sprache (Begrifflichkeit, Verständlichkeit) in der und mit der man mit Jugendlichen (aber auch mit Erwachsenen) über Architektur redet, steht nicht selbstverständlich zur Verfügung. Der Fachjargon bleibt für Laien meist unzugänglich. Die Beschäftigung mit Architektur vor der Architektur (Arche-tektur) bedarf einer angemessenen sprachlichen Vermittlung. Deshalb habe ich Architekten und Architekturjournalisten um Begriffe, die ihnen wichtig erscheinen, gebeten. (Otto Beck)



Vorschlag für eine Gliederung der Fachsprache in
beschreibenden
vermittelnden
wahrzunehmenden
und diskursiven Fachjargon vor.
Beobachten lassen sich
typische Modewörter der Szene und
eigentlich brauchbare, aber aus der Mode gekommene Begriffe.
Die Investoren haben ihre eigenen Begriffsfelder ebenso wie die Journalisten.
Dass allerorten Architekturhäuser zur Vermittlung bestehen oder geplant sind, zeigt, dass ein großer Bedarf nach Kommunikation besteht.
Die räumliche Umsetzung erzeugt vielfältige Reaktionen – Kommunikationen. Dadurch werden Austausch-Reflexionsprozesse verstärkt und Interaktionen real. Der Prozesscharakter der Architektur tritt zutage und verlangt deren Argumentation, Einsicht und Sinnstiftung. (Max Rieder)


2. Transfer

Das Thema ist wegen seines abstrakt – philosophischen Ansatzes und des szenisch- organisatorischen Aufwands frühestens ab der 8. Schulstufe zu empfehlen.
Durchführbar ist es
• entweder mit den 30 Leitern (ca. 130- 150 cm hoch), die über AT-S reserviert werden können (Selbstabholung im Akademischen Gymnasium, Rainbergstraße)
• oder mit eigenen herkömmlichen Leitern
• oder mit vorhandenen improvisierten Objekten, die erhöhte Perspektiven ermöglichen.
• zur Verstärkung der Bezüge Verwendung von Absperrbändern zwischen den Leitern.


3.Ideen für die Unterrichtsplanung

Am Schulgelände (Sportplatz) realisierbar:

Szenische Umsetzung einzelner Begriffe der Architektur.

Definieren von Räumen durch planvolles Aufstellen nach vorher entwickelten Konzepten (Gruppenarbeit).

Geometrische Achsen bzw. Formen bilden als Kommentar von Situationen.

Entwickeln einer Choreografie der Baustelle:
Tragen der Leitern, Aufstellung

Im öffentlichen (Stadt-)Raum realisierbar:

Als Architekturführung /Diskussion, die Kommunikation zwischen den Elementen/Akteuren entsteht nicht nur durch den räumlichen Bezug zueinander, sondern kann verstärkt werden durch Absperrbänder oder Verständigung mit Megaphonen. (Als Aktion geeignet für Schulklassen, für Erwachsene oder in der politischen Gemeindearbeit.)

Analyse von urbanen Situationen. Vom Beobachtungsplatz der Leiter aus Skizzen / Fotos / Video anfertigen (veränderte Blickwinkel, Perspektive durch erhöhte Position) .

Architektur als Inszenierung:
was sind ideale Standpunkte, wie verändert sich die Wirkung ?
durch eine Veränderung der Standpunkte?
durch eine Veränderung der Augenhöhe ?
durch Nähe und Weite?

Architektur-theater:
Platz-nehmen: Blut und Boden
Raum-planen: Orientierung schafft Heimat
Bau-formen: Angst und Verschwendung
Be-wahren oder Abriss: Witterungen der Seele

Folgende Begriffsfelder könnten zum engsten Kreis gehören
( mit der Bitte um Änderungsvorschläge):

Architekt(ur)
Baumeister
Ingenieur
Plastik
Volumen
Masse
Raum
Proportion
Tektonik
Schichtung
Reihung
Statik
Konstruktion
Plan
Ansicht
Schnitt
Perspektive
Modell
Detail
Material
Sinnlichkeit
Ausdruck
Kontrast
Maßstab
Funktion
Verbindung
Sozialisation
Verdichtung
Nutzung
Erhaltung


Begonnen wurde auch der Versuch, diese Begriffe in der Art der multiple choice
Fragen (Millionenshow) unterhaltsam aufzubereiten.

> fertiges Projekt


ziele+konzeptewettbewerbprojektekontakt teamsponsoren • 2006 •

Produktionsphase

Besorgen der Materialien…

Bohren der Steckverbindungen…

Schleifen der Kanten…

Zusammenstecken der Teile…

Lackieren der Leitern…

Reflexion und Anschauung

Simulieren von Architektur

Architektur als Inszenierung
Skizzen und Werkzeichnungen